Serfaus-Fiss-Ladis: In Sachen Skigebiet einfach spitze

Stellt euch folgendes Szenario vor: Ein ganz normaler Sonntag, ein ganz normaler Nachmittag. Ich bin noch ein wenig müde vom Vortag. Vielleicht war das dieses Mal doch das eine oder andere Getränk zu viel, die eine oder andere Stunde zu lang? Ich bin jedenfalls so müde, dass ich mir nur Tord Gustavsen anhören kann. Ich blättere in einer Zeitung und falle kurz danach aus allen Wolken. Es geht um Serfaus-Fiss-Ladis. Und darum, dass ich diese Region und vor allem auch das Skigebiet dort wohl bisher sträflich unterschätzt habe. Oder etwa doch nicht?

Eine Überschrift reißt mich jedenfalls aus meiner Müdigkeit: „Best Ski Resort 2014 wählte Serfaus-Fiss-Ladis unter 55 alpinen Skigebieten auf den Rang zwei.“ Nicht übel denke ich mir. Mehr noch: eigentlich schon eindrucksvoll. Und eigentlich schon seltsam, dass ich das bisher übersehen hatte und Serfaus-Fiss-Ladis nur als ein Skigebiet unter vielen angesehen hatte. Dabei soll´s da offenbar innovativ zugehen. Glaubt man diesem Bericht in der Tiroler Wirtschaft gar fast schon revolutionär. Familienfreundlichkeit: Aber hallo. Kinderfreundlichkeit: eine Selbstverständlichkeit.

Ich erinnere mich jedenfalls an so manchen Urlaub mit unseren zwei Töchtern. Natürlich ist es schön, wenn man mit seinen Kindern auf Urlaub fahren kann. Auf Winterurlaub. Einfach mal kurz weg. In ein schönes Skigebiet. Schließlich müssen Kinder, die in Tirol geboren sind und in Tirol leben Skifahren können. Im besten Fall noch bevor sie Mama und Papa sagen können. Kinder sollten sich an Natur, Schnee und Winter gewöhnen. Schließlich ist der Winter in Tirol die wichtigste Jahreszeit, zumindest touristisch.

Klingt alles gut. Und logisch. Was passiert aber, wenn man mit den Kindern zwar am richtigen Ort, aber im falschen Hotel ist? Richtig: Die wirkliche Entspannung stellt sich, gelinde gesagt, nicht ein. Wer auf Schritt und Tritt auf seine Kinder achten muss und diese eher geduldet als gerne gesehen ansieht, der hat nicht so viel von seinem Urlaub. Da müssen wir leider ehrlich sein.

Serfaus-Fiss-Ladis: Der richtige Ort für Kinder?

Serfaus-Fiss-Ladis tut hingegen viel für seine jungen Gäste. Ich sage nur: Kinderrestaurants, spezielle Skirouten und eine eigene Skimovie-Strecke. Und, ich möchte sagen endlich: Den niegelnagelneuen E-Buggy, mit dem ihr jede Steigung mühelos überwinden könnt. Schließlich ist das Leben hart in den Bergen und wer sich von Steigungen unterkriegen lässt, der hat ohnehin schon verloren. Im Notfall muss halt zu Hilfsmitteln gegriffen werden.

Ihr merkt schon: Ein wenig Zynismus ist vielleicht dabe, wenn ich vom E-Buggy spreche. Vielleicht weil ich von jedem das gleiche fordere, wie auch mir als in Innsbruck-Hötting lebender Vater zugemutet wurde: Ich musste den Kinderwagen fast jeden Tag eine sehr steile Gasse hinaufschieben. Das ist Sport. Ich möchte sagen fast schon Extremsport. An einen E-Buggy habe ich aber niemals gedacht. Egal: Sollen die Gäste in der Region Serfaus-Fiss-Ladis sich doch diesen Luxus gönnen. Ob sie damit mitbekommen, wie es ist mit Kindern in den Bergen zu wohnen sei dahingestellt.

Ihr merkt also schon: Meine persönliche Meinung dazu ist eigentlich einfach. Ich bin eigentlich skeptisch. Was hilft mir das innovativste Skigebiet, das sich immer wieder neuen Schnick-Schnack einfallen lässt, wenn ich mich mit meinen Bedürfnissen in diesem nicht wiederfinde? Es ist ähnlich wie bei dem James Blunt Konzert anderswo: Schon toll, wenn das den Massen fällt. Und natürlich spitze, wenn für einen Superstar Geld ausgegeben wird.

Das ändert aber nichts daran, dass ich lieber in einer gemütlichen Bar sitze und meine Ohren mit John Coltrane verwöhnen lassen würde. Auf der gleichen Ebene: Schon toll, wenn ein Skigebiet Visionen und Ideen hat und sich auch in Zukunft mit anderen Skigebieten messen kann oder diese gar übertrifft. Aber was hilft das alles, wenn die Ideen und Visionen nicht das sind, was sich mit meinen Bedürfnissen und Vorstellungen trifft?

Doch auch hier weit gefehlt. Auch für mich ist was dabei. Die Idee nennt sich „Die erste Spur“. Soll heißen: Ihr werdet in diesem Fall wirklich die ersten am Berg sein. Und eben die erste Spur auf ebendiesem hinterlassen. Bergfrühstück dann natürlich mit inbegriffen. So lasse ich mir meinen nächsten Skiurlaub definitiv gefallen.

Vielleicht ist es in diesem Fall aber auch so wie an den Orten, an dem sich Aprés-Ski-Party, Hüttengaudi und deftiges Essen direkt an das eine oder andere feine Gourmet-Restaurant anschließt, manchmal sogar im gleichen Haus? Soll heißen: Differenzierung ist alles. Es muss für jeden etwas da sein. Erst dann funktioniert die Sache wirklich. Gäste wie ich sind halt die Ausnahme, für die muss man auch was machen und was anbieten.

In dieser Hinsicht hoffe ich auch, dass man mir in Serfaus-Fiss-Ladis verzeiht, wenn ich statt das großartige Skigebiete auf Skiern zu nutzen lieber auf meinen Scheeschuhen unterwegs sein werde. Den E-Buggy werde ich auch E-Buggy sein lassen und einfach beherzt selbst schieben. Aber vielleicht seid ihr, liebe Leserinnen und Leser, ganz anders drauf als ich?

Denn schön ist es ja schon in Serfaus-Fiss-Ladis, innovatives Skigebiet, millionenschwere Investitionen in der Region hin oder her. Und allen kann man es ja schließlich gar nicht Recht machen. Wichtig ist vielmehr: Es muss Platz und Möglichkeiten für jeden geben. Und in Serfaus-Fiss-Ladis ist man in dieser Sache schon verdammt nah am Idealzustand dran.

Serfaus-Fiss-Ladis: In Sachen Skigebiet einfach spitze
5 (100%) 2 votes

Von in Puint